Wer einen Schulabschluss auf dem zweiten Bildungsweg nachholt, verbessert damit nicht nur die eigenen Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Auch Ehrgeiz und Engagement werden durch ein solches Vorhaben deutlich herausgestellt und die Absolventen zeigen, dass das Credo vom lebenslangen Lernen kein bloßer Kalenderspruch bleiben muss. Die Belohnung für einen erfolgreichen Abschluss sind vielfältige berufliche Möglichkeiten und so entscheiden sich immer mehr Menschen für den Besuch einer Abendschule oder eines anderen Bildungsträgers.
Dabei gibt es selbstredend viele Gründe, warum ein Schulabschluss in der regulären Zeit nicht realisiert werden konnte. Krankheiten gehören dazu, ein Tief im Leben oder fehlende Unterstützung zählen ebenso oft zu den Ursachen. Und mancher erkennt den Wert eines höheren Abschlusses vielleicht auch persönlich erst ein wenig später im Leben, was freilich dank der glücklicherweise sehr breit gefächerten und vielseitig nutzbaren Bildungslandschaft in Deutschland kein Problem darstellt.
Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten, welche sich für den zweiten Bildungsweg anbieten und Interessierte sind immer gut beraten, sich im Vorfeld mit den einzelnen Verfahren genau auseinanderzusetzen. Denn beileibe nicht jeder Weg eignet sich für jeden gleich gut und es wäre doch wirklich tragisch, wenn der aus freiem Willen und Ansporn angestrebte Abschluss aufgrund von örtlichen oder zeitlichen Gegebenheiten scheitert. Sich zu informieren ist immens wichtig und so werden wir im Nachfolgenden auf die einzelnen Möglichkeiten und auch auf die Finanzierung eines solchen Vorhabens eingehen. Gerade die Frage nach den Kosten kann schließlich eine ganz entscheidende sein, da die angehenden Absolventen oft genug finanziell genau kalkulieren müssen und in vielen Fällen auf eine Unterstützung, zum Beispiel vonseiten des Staates, angewiesen sind.
Welche Abschlüsse sich nachholen lassen
Grundsätzlich gilt: Je höher ein Schulabschluss, desto besser sind die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt. Jobs, die lediglich eine geringe Qualifikation erfordern, werden in Deutschland und Europa immer seltener und sind darüber hinaus auch miserabel bezahlt. Der zweite Bildungsweg vermittelt vom Hauptschulabschluss bis hin zur allgemeinen Hochschulreife alle gängigen Schulabschlüsse und bietet dabei verschiedene Wege der Realisierung an. Es gibt gerade für erfolglose Schulabgänger das Berufsvorbereitungsjahr und die berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme, dazu kommen Berufsfachschulen, die Berufsschulen selbst und natürlich die für alle Jahrgänge geeignete Abendschule. Diese bietet neben den eigentlichen Lehrgängen am Abend oft auch ganztägigen Unterricht an, der dann noch schneller zum Ziel führt und der sich vor allem für Arbeitslose eignet.
Als grundlegender Abschluss lässt sich zunächst der Hauptschulabschluss nachholen. Eine erfolgreiche Berufsausbildung beinhaltet immer auch einen Hauptschulabschluss, der sich mit einer Prüfung auch zum qualifizierenden ausbauen lässt. Der Teufel steckt hierbei allerdings im Detail, denn wer keinen Abschluss hat, der bekommt in der Regel auch keinen Ausbildungsplatz und kann auf diesem Weg selbst den Hauptschulabschluss kaum nachholen. Die Absolvierung des entsprechenden Kurses ist deshalb in ein bis zwei Jahren an einer Abendschule anzustreben und wer es sich finanziell leisten kann, dem bietet sich mit einem (kostenpflichtigen) Fernstudium ein weiteres Verfahren. Junge Leute können sich zudem nach dem Abgang von der Schule für berufsvorbereitende Maßnahmen entscheiden, die mittels zusätzlicher Prüfungen dann auch zum erfolgreichen Hauptschulabschluss führen. Etwas genauer haben wir uns den Hauptschulabschluss hier angesehen.
Wir haben genug Zeit, wenn wir sie nur richtig verwenden.
– Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), dt. Dichter
Als nächst höhere Qualifikation lässt sich der Realschulabschluss, auch mittlerer Bildungsabschluss genannt, in erster Linie an Abendschulen, beruflichen Fachschulen und durch ein Fernstudium nachholen. Das kann jedoch stark vom Bundesland abhängen und gerade die Fachschulen (auch in Gebrauch: Fachakademien) sind Musterbeispiele für die föderale Bildungsstruktur in Deutschland. Detailliertere Informationen zum Realschulabschluss hier.
Die Fachhochschulreife berechtigt zum Studium an einer entsprechenden Hochschule und ist deshalb vor allem für Menschen interessant, die bereits über die Mittlere Reife verfügen. Das gilt natürlich gleichfalls für die fachgebundene und für die allgemeine Hochschulreife, auch Abitur genannt, die dann das Studium an allen Hochschulen und Universitäten gestattet. Eine Vielzahl von Einrichtungen bietet den Erwerb dieser Abschlüsse an, wobei in erster Linie Abendschulen, Kollegs, Volkshochschulen, einige Fachschulen und ebenso wieder das Fernstudium als erste Adresse zu nennen sind. Auch diese Abschlüsse sind oftmals je nach Bundesland sehr unterschiedlich strukturiert. Alle Informationen habe ich hier unter Abitur nachholen zusammengefasst.
Wie sich das Ganze finanzieren lässt
Der zweite Bildungsweg erfordert nicht nur einiges an Einsatzbereitschaft und Zeit, er ist zudem auch mit einigen Kosten verbunden. Zwar sind die bereits erwähnten Fernschulen, die eine Absolvierung von zu Hause aus offerieren, die einzigen durchweg kostenpflichtigen Angebote, doch machen sich während der oft Jahre dauernden Ausbildung eben auch Belastungen bemerkbar, die eine zusätzliche Hilfe erforderlich machen können. Verdienstausfall, Kinder, unbezahlter Urlaub etwa zu den Prüfungen oder auch die Unmöglichkeit, eine Vollzeitstelle anzunehmen bedeuten für die Absolvierenden immer eine große Herausforderung. Aus diesem Grund gibt es einige wirklich hilfreiche Möglichkeiten, die sich je nach persönlichem Anspruch und Eignung umgehend nutzen lassen.
Am bekanntesten ist dabei das sogenannte Schüler-BAföG, das unabhängig vom Einkommen der Eltern an Personen unter 30 Jahre gezahlt wird. Die einzelnen Bedarfssätze richten sich nach der jeweiligen Schule und können mitunter zur vollständigen Sicherung des Lebensunterhalts beitragen.
Wer es hingegen etwas unabhängiger mag, der kann sich auch für einen der immer beliebteren Bildungskredite entscheiden. Freilich sind die Zahlungen etwas niedriger und müssen zudem eines Tages zurückerstattet werden. Deshalb eignet sich der Bildungskredit vor allem für ältere Leute, die über ein eventuell recht niedriges Einkommen verfügen.
Daneben gibt es das Stipendium, welches vor allem sehr begabten Schülern zuteilwerden kann. Die Praxis zeigt jedoch, dass Stipendien für den zweiten Bildungsweg eher selten vergeben werden, was in erster Linie mit dem Alter der Schüler zu tun hat. Natürlich hat diese Variante immense Vorteile, denn das Geld muss nicht zurückgezahlt werden. Allerdings besteht immer auch eine gewisse Abhängigkeit gegenüber der Stiftung und deren Inhalten und eine Bewerbung um ein Stipendium ist sowieso eher unüblich. Die Kandidaten werden vielmehr vorgeschlagen, weshalb dieser Weg oft nur Personen gewährt wird, die der Stiftung ohnehin nahestehen.
Den Schulabschluss nachzuholen, ist also keine kinderleichte, aber eben auch keine immens komplizierte Angelegenheit. Den Interessierten stehen viele Wege offen, die sich immer anständig finanzieren lassen und die bei persönlicher Einsatzbereitschaft und Entschlusskraft zuverlässig zum Erfolg führen.
Im nächsten Kapitel wird die Frage behandelt, ob sich ein Schulabschluss überhaupt lohnt. Hier geht es zu Kapitel 2.
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