Der nachträgliche Schulabschluss ist über den zweiten Bildungsweg überall in Deutschland möglich. Allerdings sind es neben den zeitlichen Herausforderungen vor allem finanzielle Fragen, welche die Teilnehmer solcher Kurse bewegen und so ist es im Vorfeld immer sinnvoll, sich einmal mit den verschiedenen Formen der Förderung und Unterstützung zu beschäftigen.
Man kann alles, was man will.
– Vinzenz von Paul (1581-1660), französischer Priester
Grundsätzlich sollte man wissen, dass es eine ganze Reihe von Hilfen gibt. Diese sind jedoch in ihrer Ausgestaltung teilweise sehr unterschiedlich und so verlangen beispielsweise BAföG oder Studienkredite nach einer späteren Rückzahlung, während ein Stipendium dies zwar vermeidet, dafür aber eine oftmals sehr enge Bindung an die betreffende Stiftung voraussetzt. Jede Maßnahme hat ihre Vorteile und jeder, der seinen Schulabschluss nachholen möchte, muss sich für eine geeignete Lösung entscheiden. Wichtig sind die Modalitäten einer eventuellen Rückzahlung, über die man sich bei der betreffenden Stelle unbedingt genau informieren sollte.
Schüler-BAföG als Finanzierung des zweiten Bildungswegs
An erster Stelle der Unterstützung steht selbstredend das Schüler-BAföG. Als ausgewiesen staatliche Hilfe wird BAföG nicht wie gemeinhin angenommen, nur Studierenden an Universitäten zuteil, es ist vielmehr ein viel breiter gefasstes Programm. Damit werden dann auch Schülerinnen und Schüler erfasst, die Abschlüsse nachholen und selbst ein Fernlehrgang kann dabei unter bestimmten Voraussetzungen eine Förderung erhalten.
Der entscheidende Vorteil des Schüler-BAföGs liegt in dem Umstand, dass es unabhängig vom Einkommen der Eltern gezahlt wird. Insofern die Pflicht zur Ausübung eines Berufes nicht vorliegt, hat man Anspruch auf diese Unterstützung und das während der letzten drei Schulhalbjahre. Es werden Bedarfsbeträge errechnet, die sich am persönlichen Einkommen und Vermögen, aber auch an der Art der besuchten Schule orientieren. Problematisch wird es jedoch für Personen, die bereits das 30. Lebensjahr erreicht haben. Diese erhalten diese Form des BAföG nur in Ausnahmefällen, weshalb sich eine enge Rücksprache mit dem Amt für Ausbildungsförderung empfiehlt. Dort erfährt man dann auch alles über die einzelnen Sätze, wobei Schüler, die nicht mehr bei den Eltern wohnen, mit einigen hundert Euro rechnen können.
Bildungskredit als Finanzierung des zweiten Bildungswegs
Ein anderer Weg führt über den Bildungskredit. Dieser wird Personen gewährt, die volljährig sind und deren Besuch einer Schule mit dem Ziel eines berufsqualifizierenden Abschlusses verbunden ist. Eine Schulphase ohne finanzielle Probleme ist wichtig und so wird der Kredit dann auch unabhängig vom persönlichen oder elterlichen Einkommen gewährt. Er lässt sich mit anderen Formen der Förderung kombinieren und ist sowohl als monatliche Leistung wie auch als Einmalzahlung erhältlich.
Stipendien als Finanzierung des zweiten Bildungswegs
Auch Stipendien sind eine vielversprechende Möglichkeit zur Finanzierung des Bildungswegs. Sie müssen nicht zurückgezahlt werden, sind meist sogar noch etwas höher als staatliche Leistungen und wer eine solche Unterstützung erhält, zeigt damit auch immer die Wertschätzung der eigenen Laufbahn durch eine herausgehobene Institution. Auf der anderen Seite ist der Erhalt eines Stipendiums gerade für Schüler des zweiten Bildungswegs oftmals kaum möglich, da Stiftungen und Arbeitgeber meist nur jüngere Personen fördern, die dann auch nach Möglichkeit einen bestimmten Bezug zu der Einrichtung haben sollten. Auch kann sich niemand einfach so bewerben, da ein Vorschlag erfolgt und so lässt sich mit einer solchen Hilfe nur schwierig planen. Trotzdem lohnt sich die Beschäftigung mit dem Stipendium und gerade Migranten oder Behinderte profitieren oft von besonderen Programmen zur Förderung.
Selbstfinanzierung als Finanzierung des zweiten Bildungswegs
Zuletzt sei noch auf die Möglichkeit der Selbstfinanzierung verwiesen. Ohne Zweifel ist dies der anspruchsvollste, zugleich aber auch der unabhängigste Weg, denn hierbei muss man sich weder bewerben noch vorschlagen lassen. Kosten, die im Zusammenhang mit dem nachträglichen Schulabschluss entstehen, sind steuerlich immer voll absetzbar. Bücher, Tagungen, Vorträge und Kurse sowieso werden in dieser Hinsicht ohne Probleme vom Finanzamt anerkannt. Das gilt auch für Arbeitslose und für Eltern in Teilzeit.
Eine Entscheidung für diesen Weg erfordert eine genaue Planung und es ist wichtig, alle Kosten bereits vor dem Start zu kennen. Immer sollte man sich bewusst sein, dass der Besuch der Unterrichtseinheiten gerade nach einem langen Arbeitstag sehr hart ist und man schon einen starken Willen braucht, um sich müde und ausgelaugt etwa an langen, dunklen Winterabenden auf Probleme der Stochastik oder der organischen Chemie konzentrieren zu können. Machbar ist das allemal, doch sollte es auch niemand unterschätzen.
Es kann sich zudem lohnen, mal beim Arbeitgeber nachzufragen, hin und wieder ist dieser sogar zu einer Unterstützung bereit, schließlich ist es immer eine gute Sache, wenn sich die eigenen Angestellten weiterbilden.
Was kosten verschiedene Bildungswege in Deutschland?
Laut der Bundeszentrale für politische Bildung kostet ein akademischer Abschluss über die komplette Lebensdauer beginnend ab dem Kindergarten im Durchschnitt zwischen 118.000 bis 145.000 Euro. Im Vergleich dazu ist eine Ausbildung im Durchschnitt mit Kosten zwischen 87.000 und 105.000 Euro verbunden.
Doch für welchen Schulabschluss soll man sich dann entscheiden? Die Frage wird in Kapitel 4 geklärt. Zu „Welchen Schulabschluss?“.
Alle Kapitel in der Übersicht: